![]() (Bild 1) Solehäuschen |
![]() (Bild 2) Solereservoir |
![]() (Bild 3) Oberer Bohrturm |
Weißes Gold in Sülbeck
Das restaurierte „Solehäuschen“ steht mitten im Dorf (Bild 1) an der Stelle, wo im 17. Jahrhundert eine ergiebige Solequelle für die Gewinnung von Siedesalz erschlossen wurde. Die Anlagen der historischen Sülbecker Saline sind jedoch nicht erhalten. „Erdölförderung“ ist der erste Gedanke beim Anblick des 120jährigen „Unteren Bohrturms“ hinter dem Dorfplatz, in dem tatsächlich viele Jahre eine Pumpe arbeitete, wie sie auf den niedersächsischen Erdölfeldern zu sehen ist ( um 1964 organisiert durch Dr. Carl Schmidt von der MOBIL OEL AG in Celle). Heute fördert jedoch eine elektrische Tauchpumpe aus dem fast 400 m tiefen Bohrloch nicht Öl, sondern Salzsole bester Güte an die Oberfläche, und diese floss früher in das denkmalgeschützte hölzerne Solereservoir (Bild 2), das schon 1882 erbaut wurde. Zwei Stockwerke hoch ist es und fasste 187 000 Liter. Ein neues Reservoir aus Hartkunststoff wurde kürzlich in dem Gebäude rechts neben dem Bohrturm installiert. Die Rohsole wird durch eine hochmoderne Filterapparatur zu diesem Reservoir geleitet und dabei von Verunreinigungen befreit. Mit etwa 27% NaCl ist die Sülbecker Sole gesättigt und von allerbester Qualität anerkannt. Je nach Bedarf wird sie mit Tankwagen an ihre Kunden befördert. Hauptabnehmer sind Brauereien (für Wasserweichmacher) und Heilbäder, aber auch als Sprühmittel auf vereisten Winterstraßen wird die Sülbecker Sole eingesetzt. Mit der Soleförderung und Salzherstellung lebt Sülbeck bereits seit über 300 Jahren. Anfang des 17. Jahrhunderts versuchte ein Kasseler Kaufmann Gerwin Sandtmann vergeblich, in Sülbeck eine Saline zu errichten. Ein silberner Abendmahlskelch in der Stöckheimer Kirche berichtet mit seiner Gravur von 1660 von dem Fund einer reichen Quelle in Sülbeck. Es ist jedoch nicht erwiesen, dass es sich dabei um eine Solequelle handelte. Auf Betreiben des Oberforst- und Jägermeisters Otto-Friedrich von Moltke, Drost zu Salzderhelden und Katlenburg und letzten Bewohners der Heldenburg, und auf Befehl des Herzogs und nachmahligen Kurfürsten Ernst-August von Hannover-Calenberg wurde die Saline Sülbeck 1686 gegründet. Die Saline war also zunächst staatlich hannoversch, dann 1866 bis 1870 königlich preußisch und anschließend bis 1950 im Besitz der Sülbecker Familien Lockemann und Pflughöft, danach bis zum völligen Abbruch im Besitz verschiedener Eigentümer. „Weißes Gold“ wurde „gesotten“ und verschifft.
Die Verschickung des „weißen Goldes“ geschah bis 1886 mit Pferdewagen, auch zum Bahnhof Salzderhelden, nachdem 1854 die Bahnlinie Hannover – Göttingen vollendet war. Dann wurde die Schiffahrt auf dem Salzgraben eingerichtet, der 1687 bis 1689 für den Betrieb der Wasserräder der Saline (und dann der Sülbecker Mühle) gegraben worden war. Bei der Einmündung des Salzgrabens in die Leine unterhalb Sülbecks wurde eine Schleuse angelegt, und in Salzderhelden und in Sülbeck jeweils ein Hafenbecken mit Verlade- und Entladeeinrichtung. Zwei Schleppdampfer mit separaten Kähnen für das Salz zur Bahn bzw. die Kohlen vom Bahnhof Salzderhelden versahen bis 1909 ihren Dienst. Strom brachte den Aufschwung und die Lösung des Transportproblems.
Die Straßenverhältnisse waren für die Auslieferung des Sülbecker Salzes immer schlecht, auch behinderte das häufige Hochwasser der Leine den Transport des Salzes sowie der Kohlen außerordentlich. Dies Problem wurde 1909 gelöst, als die 2,3 km lange elektrische Drahtseilbahn zwischen der Saline und dem Bahnhof Salzderhelden in Betrieb genommen wurde. Die Drahtseilbahn war ein Wahrzeichen des Leinetals dieser Gegend und beförderte das Salz und die Kohlen bis 1950. Sülbeck, ein Dorf mit historischem Bewusstsein.
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